Betriebswirtschaftlich erfahrene und kompetente Steuerberater betreuen Firmenkunden aus einer unternehmerischen Perspektive heraus. Aus diesem Grund sind sie vielfach Ansprechpartner nicht nur für die Steueroptimierung, sondern für die Ausrichtung eines Unternehmens generell.
Eigentlich sollte der Steuerberater der enge Vertraute eines Mandanten sein, der alle Zahlen kennt, ihn bei der Unternehmensentwicklung berät und dessen Interesse nach außen hin, vor allem natürlich gegenüber der Finanzverwaltung, aber auch gegenüber Banken und anderen Finanzierungspartnern, vertritt. Aus Mandantenkreisen ist jedoch immer wieder zu hören, dass so mancher Steuerberater eher als verlängerter Arm des Finanzamtes auftritt. Durch diese fiskalische Orientierung schränkt ein Steuerberater seine zulässigen Gestaltungsmöglichkeiten ein.
Deshalb sollten Unternehmer folgende Regel beachten, damit die Zusammenarbeit mit den Steuerberater nicht in die Sackgasse führt. Sie dürfen sich nicht blind auf ihren Steuerberater verlassen und ihm alles ‚abkaufen’, was er ihnen präsentiert. Das geht nur, wenn der Berater eine starke Branchenorientierung besitzt und nachgewiesen hat, dass er gezielt die richtigen Maßnahmen ergreifen kann. Sonst kann das zu Problemen führen. Erstellt der Steuerberater beispielsweise die Bilanz, sollte diese genau hinterfragt werden. Unternehmer müssen sich im Klaren darüber sein, welche Konsequenzen diese Bilanz haben kann, etwa bei Kreditverhandlungen. Diese können aufgrund eines bilanziellen Fehlers scheitern, und das kann dazu führen, dass Unternehmen in Schieflage geraten.
Betriebswirtschaftlich erfahrene Steuerberater wissen das und beraten ihre Mandanten dementsprechend. Doch was heißt das eigentlich genau, betriebswirtschaftliche Beratung durch den Steuerberater? Solche Experten legen jeder steuerlichen Beratung einen betriebswirtschaftlichen Ansatz zugrunde, um Firmenkunden aus einer unternehmerischen Perspektive heraus zu betreuen. Aus diesem Grund sind sie vielfach Ansprechpartner nicht nur für die Steueroptimierung, sondern für die Ausrichtung eines Unternehmens generell und treten auch als Sanierungs- und Restrukturierungsexperten in Erscheinung. Diese Auffassung folgt dem Ansatz: erst der Gewinn, dann die Steuern. Diese Steuerberater unterstützen ihre Mandanten dabei, ihre Unternehmen dauerhaft in die Gewinnzone zu führen.
Ein strategisch-betriebswirtschaftlicher Fokus ist insbesondere in der heutigen Zeit für Unternehmen ein echter Mehrwert. Unter anderem ist Anfang des Jahres die Basel III-Richtlinie in Kraft getreten. Konkret bedeutet das, dass Banken ihre Kreditgeschäfte mit mehr Eigenkapital unterlegen und Reserven für Krisenzeiten aufbauen müssen. Das wiederum wirkt sich auf die Finanzierung von Unternehmen aus, denn es fällt diesen durch die verschärften Regeln zum Teil schwerer, Kredite bei den Finanzinstituten zu erhalten. Je risikoreicher ein Kredit für die Bank ist, desto teuer wird er für das Unternehmen, das sich finanzieren will. Im Zweifel lehnt die Bank sogar ganz ab und ein Unternehmer steht ohne Geld da, was existenzbedrohend sein kann.
Die Banken ermitteln das Risiko über interne Ratings, in denen die Bonität des potenziellen Schuldners festgestellt wird. Um sich ein Bild über ein Unternehmen zu machen, schauen die Banken natürlich auch in den Jahresabschluss. Deshalb muss dieser Jahresabschluss so gestaltet sein, dass er kein negatives Licht auf ein Unternehmen wirft und eine Kreditvergabe verteuern oder sogar verhindern könnte.
Betriebswirtschaftlich erfahrene und auf mittelständische Mandanten ausgerichtete Steuerberater stellen immer wieder fest, dass viele Jahresabschlüsse aber gerade nicht darauf zugeschnitten sind, dass sie bei Kreditverhandlungen das positive Zünglein an der Waage sein können, sondern einzig und allein so gestaltet werden, dass sie für das Unternehmen so steuerschonend wie möglich sind.
Es ist also nicht ratsam, wenn sich Unternehmer von ihren Steuerberatern bei der Steuerbilanzierung nur hinsichtlich der Steueroptimierung beraten lassen. Es nützt einfach nichts, vielleicht zwar etwas weniger Steuern zu zahlen, aber dafür gleichzeitig an der notwendigen Unternehmensfinanzierung zu scheitern. Das Finanzamt ist keineswegs der größte Feind der Unternehmer. Viel entscheidender ist, dass die Bank ein Partner ist, auf den sich die Unternehmer dauerhaft verlassen können.
Unternehmer sollten sich deshalb unbedingt eine eigene Meinung über die Bedeutung den Jahresabschluss und vor allem die Zukunft machen. In Vordergrund steht, alle Szenarien durchzuspielen um so festzustellen, welche Auswirkungen eine steuerbilanzielle Entscheidung auf die Zukunft haben könnte. Viele Steuerberater sind leider ausschließlich fiskalisch orientiert und haben solche Parameter nicht im Blick. Um ein Unternehmen aber umfassend beraten zu können, ist es wichtig, eben solche Themen nicht zu vernachlässigen, sondern in den Fokus zu rücken.
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Autor: Burkhard Küpper ist geschäftsführender Gesellschafter der auf gewerbliche Mandate spezialisierten Steuerberatungsgesellschaft Albers mbH aus Düsseldorf (www.steuerberatung-albers.de). Die Gesellschaft begleitet mittelständische Unternehmen aus ganz Deutschland bei allen steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Fragen und besitzt besondere Kompetenzen in der Restrukturierung von Unternehmen.